Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 184

1849 - Münster : Coppenrath
184 waltete Cato mit unerbittlicher Strenge sein Amt und verfolgte jede Pracht und Üppigkeit, so daß er sich den Haß der Vorneh- men zuzog. Er selbst wurde auf ihren Betrieb vier und vierzig Mal während seines Lebens angeklagt, aber jedesmal vom Volke freigesprochen, das in dem Feinde der Vornehmen seinen Freund verehrte und begünstigte. §. 44. Zweiter makedonischer Krieg gegen Perseus. (171 —168). Seit dem verhängnißvollen Tage bei Kynoskephalä hatte Philipp unablässig dahin gestrebt, die gesunkene Macht Makedo- niens wieder zu heben. Während des Krieges der Römer in Syrien gelang es ihm auch, sein Gebiet durch Eroberungen in Thessalien und Thracien zu vergrößern. Unter den eroberten Städten waren auch mehre, auf welche Eumenes, der König von Pcrgamus, Ansprüche machte. Und sofort wandte sich dieser an die Römer und erhob die bittersten Klagen über die Herrsch- sucht Philipp's und dessen kriegerische Plane. Die Römer for- derten den Philipp auf, die Eroberungen herauszugeben und sich wegen der angebrachten Beschwerden zu verantworten. Der Kö- nig gehorchte zwar; aber der Ausruf: „es sei noch nicht aller Tage Abend gekommen ')," den er in seiner Erbitterung ausstieß, zeigte deutlich sein Vorhaben, den Krieg zur rechten Stunde wie- der aufzunehmen. Sein Sohn, der junge liebenswürdige De- metrius, der mehre Jahre als Geißel zu Rom gelebt hatte, übernahm hier vor dem Senate die Vertheidigung des Vaters und wirkte nur mit Mühe Verzeihung für ihn aus. „Nur aus Achtung für den Sohn — erklärte der Senat — sei er bereit, dem strafwürdigen Vater zu vergeben." Und um den Samen der Zwietracht in die königliche Familie selbst auszustreuen und diese sicher zu verderben, gab man dem jungen Prinzen zu ver- stehen, ihm, und nicht seinem ältcrn Bruder Perseus habe man die Krone Makedoniens zugedacht. Seitdem faßte Perseus einen tödtlichen Haß gegen seinen Bruder und suchte auf alle Weise, den Nebenbuhler aus dem Wege zu räumen. Er ver- dächtigte ihn beim Vater als einen gefährlichen Freund und An- hänger der Römer, der sogar seinem eigenen Vater nach Krone J) Nondum omnium dierum solem occidisse. Liv. Xxxix, 26.

2. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 220

1849 - Münster : Coppenrath
220 fertige absichtlich in die Länge ziehe, nur um den Oberbefehl zu behalten. Im stolzen Selbstgefühle seiner Kraft und seiner Ver- dienste begab er sich ohne Urlaub nach Rom, um jetzt das Con- sulat und die Führung des jugurthinischen Krieges für sich selbst nachzusuchen; und wurde bei seiner Ankunft mit außerordentlicher Gunst von dem Volke ausgenommen. Hier wiederholte er seine Schmähungen gegen Metellus und den Adel überhaupt, dessen Anmaßungen mit seiner Verdorbenheit wüchsen; dagegen rühmte er sich, mit der Hälfte der Truppen in einem Feldzuge den nu- midischen Krieg zu endigen und den Jugartha entweder todt oder gefangen einzubringen. Das Volk war auf das günstigste ge- stimmt für diesen Mann aus seiner eigenen Mitte: und er, der Bauerssohn, erlangte das Consulat nebst Führung des numidi- schen Krieges (107). Da sprach Marius das stolze Wort: er trage das Consulat als eine Beute davon, die er der Weichlich- keit des Adels abgenommen habe; nicht der Denkmale und Bil- der seiner Ahnen, sondern seiner Wunden rühme er sich. Bevor er zum Heere in Afrika abging, stellte er zur Ergänzung der Legionen neue Werbungen an; und er, der Mann des Volkes, nahm, jetzt zum ersten Male, auch die früher vom Kriegesdienste ausgeschlossene, niedrigste Klasse des Volkes, die Proletarier, die durch keinen Besitz an den Boden des Vaterlandes und sein Geschick geknüpft waren, in die Legionen auf. Mit ihnen eilte er zum sicheren Siege nach Afrika. Metellus, gekränkt, daß Marius sich so schändlich auf Kosten seiner eigenen Ehre ernporgeschwungen hatte, wartete die Ankunft dieses Emporkömmlings nicht ab, und reifete nach Rom, um Rechenschaft von seiner Verwaltung abzulegen. Er hatte die vollgültigsten Beweise für sich; und zur Belohnung seiner Ver- dienste wurde ihm nicht nur der Triumphzug, sondern auch der Name, „Numidieus" zuerkannt. Marius eröffnete den Feldzug mit rastloses Thätigkeit. Er entriß dem Jugurtha eine Stadt nach der andern und bemäch- tigte sich durch Überraschung sogar des großen,, in der Wüste gelegenen Waffenplatzes Capsa (Gaffa). Der flüchtige Jugurtha vereinigte sich bei Cirta (Constantien) mit seinem Schwiegervater, und hier kam es zur Entscheidungsschlacht, in welcher die beiden verbündeten Könige völlig geschlagen wurden. Jugurtha floh mit

3. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 257

1849 - Münster : Coppenrath
257 ser, ein höchst arglistiger und verwegener Mensch, der vor keinem auch noch so ruchlosen Unternehmen zurückbebte, stammte aus einer alten patricischen Familie Rom's. Mord, Raub und Brand waren die ersten Thaten und Vergnügen seiner Jugend. Bei den Proscriptionen des Sulla befehligte er eine Horde von Gal- liern und befriedigte seine wilden Gelüste in der gräuelvollsten Weise. Sein Vermögen hatte er mit gleichgesinnten Jünglin- gen .aus den höchsten Ständen in einem wüsten Leben ver- schwendet. Tief in Schulden versunken, schmiedete er den ver- zweifelten Plan, die Verfassung gewaltsam zu stürzen und sich nach Sulla's Beispiele der höchsten Gewalt zu bemächtigen. Ihm zur Seite standen die kühnsten, verruchtesten und verdorbensten Menschen der Stadt, und unter diesen vorzüglich viele aus- schweifende Jünglinge vom höchsten Adel, mißvergnügte und ehrsüchtige Senatoren und Ritter, verarmte Patricier, die das Ihrige vergeudet hatten; auch Frauen von berüchtigtem Lebens- wandel und großem Anhänge, waren betheiligt. So reichte das freche Unternehmen selbst bis zu den höchsten Kreisen und ge- wann immer neue Anhänger und Beförderer. Sie alle warte- ten auf das Signal von Catilina, um durch eine gewaltsame Erhebung sich nicht nur von der Ahndung der Gesetze, dem Drucke der Armuth und deu Verfolgungen der Gläubiger zu befreien, sondern auch Reichthum und Würden zu erobern. Nachdem die Verschwörung eingeleitet war, suchte man die Hefe des Volkes in Rom, und Sulla's Soldaten zu gewinnen, welche, nachdem sie die reiche Beute vergeudet, neue Wirren wünschten. Die Zeit der Erhebung erschien als höchst günstig, weil Pompejus mit dem Heere in Asien stand. Daher beabsichtigten die Ver- schworenen, ihrem Haupte zum Consulate zu verhelfen, um mit- telst dieser höchsten Würde den glücklichen Ausgang ihrer Um- triebe zu sichern. Im Jahre 66 bewarb sich Catilina um das Consulat, wurde aber zurückgewiesen, weil er wegen Erpressungen in der Provinz Afrika, die er als Proprätor verwaltet, in Anklagestand versetzt war. Schon jetzt wollte er mit seinen Mitverschworenen losbrechen, die beiden Consuln ermorden und dann die Negierung Catilina. Dieser wirb von Cicero (Iii., 7.) bezeichnet als homo acer, pa- ratus, audax, caüidus, in scelere vigilans, in perdilis rebus diligens, Wetter, Geschichte der Römer. \n

4. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 264

1849 - Münster : Coppenrath
264 dem Tode des Sulla nach Rom zurück. Um sein Rednertalent, von welchem er hier schon herrliche Proben abgelegt hatte, noch mehr auszubilden, machte er im Winter des Jahres 76 eine Reise nach Rhodus, wo der berühmte griechische Rhetor Molo eine Schule für die Redekunst eröffnet hatte. Unweit Milet wurde er von Seeräubern aufgefangen, welche zwanzig Talente Löse- geld forderten. Er aber wollte fünfzig geben, indem er sagte, er sei wohl so viel und auch noch mehr werth; — und schickte seine Sklaven ab, das Geld zusammenzubringen. Vierzig Tage lang war er auf dem Caperschiffe. Durch Kühnheit, Geist und Witz nahm er erst die Piraten für sich ein, dann beherrschte er sie; ja er nahm keinen Anstand, ihnen im Scherze zu drohen, er werde sie alle hinrichten lassen. Endlich kam das Lösegeld an, und er wurde bei Milet an's Land gesetzt. Sofort eilte er an der Spitze einiger wohlbemannten Schiffe, die er sich verschafft hatte, den Räubern nach, holte sie ein und verwirklichte an ihnen seine frühern Drohungen. Nach seiner Wiederankunft in Nom erwarb er sich durch seine Freigebigkeit und demokratischen Grunde sätze die Volksgunst, das sicherste Mittel der Erhebung; und sein Ehrgeiz spornte ihn immer vorwärts auf der Bahn der Ehre und des Ruhmes. Im Jahre 67 ging er als Quästor nach Spanien, und sprach zu Gades, vor dem Standbilde Alexander's des Großen, mit Thränen in den Augen: „Der hatte in mei- nem Alter schon die Welt erobert, und ich — ich habe noch nichts gethan!" Als curulischer Ädil (65) empfahl er sich dem Volke durch die prachtvollsten Spiele; namentlich veranstaltete er ein Gladiatorengefecht, bei welchem 320 Paar, alle in sil- bernen Rüstungen, auftraten. Durch nichts aber sprach er seine Gesinnung deutlicher und nachdrücklicher aus, als durch die Her- stellung der Trophäen des Marius. Bei Nacht ließ er sie, mit Bildern des Sieges und der Siegesgöttin geschmückt, auf dem Capitole aufstellen; eine Inschrift feierte die Thaten, deren Denk- male sie waren. Das Aufsehn war allgemein, die Wirkung ge- waltig. Mit lautem Jubel begrüßten die alten Marianer, deren große Zahl man da erst kennen lernte, das Bild ihres großen Feldherrn im glänzenden Schmucke seiner Kriegestrophäen, und Cäsar galt seitdem als ihr neues Haupt. Im Senate dagegen vernahm man das ernste Wort: nicht mehr durch unterirdische

5. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 304

1849 - Münster : Coppenrath
304 tugend der Vorfahren empfänglich. Brod und Spiel (panem et oiro6n868) waren die einzigen Wünsche des nur auf Genuß des Augenblicks bedachten Volkes. Daher fiel es dem klugen Octavian, welcher tiefe Einsicht und Herrschergaben mit Milde, Mäßigung und Beharrlichkeit verband, nicht schwer, die römische Republik in eine Monarchie umzuwandeln, zumal da er hie- bei der verjährten Vorurtheile nach Möglichkeit schonte. Durch Cäsar's Schicksal gewarnt, vermied er sorgfältig alles, wodurch er den Unwillen der Römer gegen sich hätte erregen können. Er ließ den Senat, die Consuln, die Tribunen, kurz alle Wür- den des ehemaligen Freistaates bestehen, doch nur dem Namen nach; der That nach vereinigte er sie allmälig in seiner Person und regierte unumschränkt. Auch nahm er wiederholt den Schein an, als sei er ganz bereit, das lästige Geschäft der Negierung uiederzulegen und in das Privatleben zurückzukehren. Durch die demüthigen Bitten seiner Freunde und Anhänger aber, welche diesen Wunsch wohl zu deuten wußten, ließ er sich jedesmal gern bewegen, dieselbe auf eine bestimmte Zeit, gewöhnlich nur auf fünf oder zehn Jahre, wieder zu übernehmen, bloß um sich dem Vaterlande, wie er vorgab, durch die Übernahme dieser lästigen Bürde gefällig zu erweisen; — ein Gaukelspiel, das er bis zu seinem Tode fortsetzte. Bei aller Machtfülle, die er be- saß, nahm er die bescheidene Miene eines bloßen Bürgers au. Er speisete, wohnte und kleidete sich nicht besser als zuvor; nur umgab er sich zur Sicherheit mit einer Leibwache. Ihm zur Seite standen als Freunde und Rathgeber Agrippa und Mä- cenas, zwei Männer, von welchen der erstere durch seine großen Kriegeskenntnisse, der andere durch seinen Sinn für Künste und Wissenschaften, Beide aber durch große Klugheit und Mäßigung sich allen empfahlen. Octavian wurde bei seiner Ankunft in Rom, die im Ser- tilis (nach ihm Augustus benannt) des Jahres 29 erfolgte, mit den ausschweifendsten Ehrenbezeugungen empfangen. Ihm wurde wegen seiner Siege in Dalmatien, bei Actium und in Ägypten ein dreifacher Triumph bewilligt; und rauschende Feste und

6. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 338

1849 - Münster : Coppenrath
338 Legionen und riefen den vierzehnjährigen Sonnenpriester zu Antiochia, Heliogabalus, den seine Mutter für einen Sohn des bei den Soldaten beliebten Caraealla ausgab, zum Kaiser aus. Macrinus wurde bei Antiochia geschlagen, auf der Flucht einge- holt und nebst seinem Sohne zu Chalcedon hingerichtet. Bassianus Heliogabalus (218—222). Dieser junge Wüstling brachte asiatischen Lurus und Götterdienst nach Rom und zerstörte hiedurch den letzten Keim altrömischer Zucht und Sittlichkeit D- Er überließ sich allen ersinnlichen Ausschweifun- gen, Lastern und Thorheiten <0, während seine Mutter und Groß- mutter die eigentlichen Regierungsgeschäfte verwalteten und sogar im Senate erschienen. Selbst den zügellosen Prätorianern war ein so sinnlicher Schwächling verächtlich. Sie ermordeten ihn nebst seiner Mutter und riefen seinen Vetter Alexander Severus zum Kaiser aus. Alexander Severus (222—235) war ein gebildeter, milde gesinnter Jüngling, der manche gute Einrichtungen traf und den Rathschlägen seiner verständigen, den Christen gewoge- nen Mutter Mammäa Gehör schenkte; allein für die Leitung so schwieriger Staatsverhältnisse waren seine Kräfte zu schwach. In den ersten Jahren seiner Regierung stand der große Rechts- gelehrte Ulpian an der Spitze eines Staatsrathes von sechzehn Senatoren und suchte als Präfect der Garde durch strenge Ver- ordnungen der Zügellosigkeit eine Grenze zu setzen; allein die über solche Neuerungen erbitterten Soldaten drangen in den Pa- last und mordeten ihn vor den Augen des Kaisers, der sogar flehentlichst um Begnadigung seines treuesten Dieners gebeten hatte. Nur mit Mühe entging Dio Cassius, der in Pannonien eine strengere Mannszucht einführen wollte, dem drohenden Tode. Des Kaisers Sanftmuth und Milde steigerte nur die'frechheit und Unverschämtheit der Soldaten, und vielleicht wäre der Kai- ser selbst schon jetzt ein Opfer derselben geworden, wenn nicht ein unerwartetes Ereigniß im Orient ihm eine Gelegenheit ge- geben hätte, das beutelüsterne Heer durch Krieg zu beschäftigen. Im Jahre 226 ging nämlich eine denkwürdige Veränderung im 5) Der Sonnencultus blieb fortan in Rom. 6) Probris se omnibus contaminavit; impudicissime et obscenissime vixit. Eutrop. Viii. 22.

7. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 395

1849 - Münster : Coppenrath
395 Licin. Calvus, Q. Hortensius, Asinius Pollio, vor allen aber durch Cicero, dessen Namen für den der Beredsamkeit selbst fast sprichwörtlich geworden ist. (S. 8. 62.) Von ihm sind noch 59 Reden und mehre rhetorische Schriften vorhanden, in denen zugleich die Sprache in der größten Reinheit und elegantesten Vollendung erscheint. Seit der Umgestaltung der Staatsver- fassung unter Augustus verlor die Beredsamkeit ihre wahre ur- sprüngliche Bestimmung. Sie ging aus dem öffentlichen Leben in die Schulen der Rhetoren über, wo sie als Kunst und allge- meines Bildungsmittel fortwährend mit vielem Eifer betrieben wurde. Von Vespasian und Hadrian wurden Lehrer der Be- redsamkeit öffentlich angestellt und besoldet, unter denen sich die Jünglinge zu Staatsbeamten und vorzüglich zu Sachwaltern bildeten. Es wurden Übungsreden (äeolgmationos) über aller- lei erdichtete Gegenstände und aufgegebene Themen angefertigt. Die Beredsamkeit selbst aber, von welcher nur bei gerichtlichen Verhandlungen, bei Leichenreden und feierlichen Veranlassungen zu Lobreden auf den Kaiser ein beschränkter Gebrauch gemacht werden konnte, artete immer mehr in niedrige Schmeichelei, schimmernden Prunk und schwülstige Phrasen aus. Ausgezeichnet sowohl als Redner als auch als Lehrer der Redekunst war Fa- bius Quintilianus aus Calagurris in Spanien (gest. 95 n. Chr.) Sein Lehrbuch der Rhetorik (institutiones orst. I. Xii.), welches aus vieljährigen Forschungen und langer Er- fahrung geschöpft ist, umfaßt den ganzen Cursus der Redekunst in einer correcten, dem Cicero nachgebildeten Sprache. Unter den spätern Kaisern, wo die freie Gesinnung immer mehr ver- schwand, wurde diesig, panegyrische (lobrednerische) Bered- samkeit vorherrschend, und für diese blieb die Lobrede des jün- gern Plinius auf Trajan Muster. Auch die Rechtswissenschaft war bei den Römern, die nach ihren Gesetzen bald den ganzen damals bekannten Erdkreis regierten, sehr ausgebildet. Das älteste und noch durch bedeu- tende Bruchstücke bekannte Werk römischer Gesetzgebung sind die zwölf Tafeln, vom Jahre 450 v. Chr., die von den Römern als die Grundlage alles späteren Rechts betrachtet wurden. (S. §• 22.) Diese erhielten im Verlaufe der Zeit einen immer wachsenden Zusatz durch die hinzugekommenen Senats- und Volks-

8. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 402

1849 - Münster : Coppenrath
! 402 So sehr der Sinn des Römers sonst auf die äußeren Ver- hältnisse des Lebens und das unmittelbar Nützliche gerichtet war, so verachtete er doch eigentlich den Handel als ein niedriges Gewerbe, obschon die Lage Rom's und die Verbindung mit den schönsten Ländern der Erde besonders dazu einzuladen schienen. Dieser blieb lange den Fremden, Freigelassenen und Sklaven überlassen. Doch nahmen in späterer Zeit die Ritter am Groß- handel Theil. Sie vereinigten ' sich zu Gesellschaften für An- pachtung der Staatseinkünfte, für Banquier- und Wechselge- schäfte, für Lieferungen und Entreprisen. Solche Großhändler nannte man vorzugsweise neg-okisloros, so wie ihre Geschäfte neß-otia. Auch jedes städtische Gewerbe galt für keine an- ständige Beschäftigung eines freien Bürgers und blieb Fremden, Freigelassenen und Sklaven überlassen. Für die wichtigste und ehrenvollste Erwerbsquelle galt der Ackerbau, und Grundbesitz war der vornehmste und fast einzige Reichthum des Römers. Die größten Feldherren und Staatsmänner, deren Häupter der Lorbeer schmückte, beschäftigten sich, zumal in der ältern Zeit, am liebsten auf ihrem Acker hinter dem Pfluge, und der Land- bau war die kräftigste Pflanzschule aller römischen Tugenden. Sogar die Namen so mancher der angesehensten Römerfamilien, wie Fabius, Lentulus, Pifo, Cicero und viele andere sind ganz vom Landbau und von gemeinen Gartengewächsen hergcnommen. Mit dem wachsenden Umfange des Reichs vermehrte sich auch der Grundbesitz einzelner Bürger. Die einfachen Landsitze der Vor- zeit verwandelten sich in prachtvolle Villen, auf welche sich der reiche Besitzer von den Staatsgeschäften zurückzog, und die Be- treibung der Landwirthschaft ward größtentheils ärmeren Bür- gern, Clienten und Sklaven überlassen. Seitdem der Ackerbau, der festeste Grundpfeiler des Staates, im Ansehn sank, sank auch der Staat selbst mehr und mehr von seiner frühern Höhe hinab. K. 88. Erziehungswesen. Die Erziehung der Zugend war in der älteren Zeit mehr auf kör- perliche als geistige Ausbildung gerichtet, und bestand hauptsächlich in einer frühzeitigen Angewöhnung an die Sitten und Handlungsweise des rechtlichen Staatsbürgers. Die nöthigsten Elementarkenntnisse erhielt der Knabe entweder im elterlichen Hause, oder in Privat-

9. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 183

1849 - Münster : Coppenrath
183 auch der Grund zu dem nun anbrechenden Sittenverderbniß ge- legt i). Das üppige, lüsterne Leben, welches sie in Asien kennen gelernt hatten, wurde nun in der Heimath fortgesetzt, und so die alte Einfachheit und Strenge der Sitten immer mehr verdrängt. Prunklust, Habsucht und Bestechlichkeit fanden Eingang; Cither- spielerinnen, schwelgerische Gelage, Ruhepolster wurden in der Hauptstadt gesehen. Gegen dieses einreißende Übel eiferte aus allen Kräften M. Porcius Cato Censorinus, ein Mann von altrömischer Strenge und Einfalt, der sich aber durch seinen zu großen Eifer oft auch zu Ungerechtigkeiten fortreißen ließ. An ihm hatten auch die beiden großen Scipionen, welche in Rom als Beförderer griechischer Kunst und Kultur auftraten, einen unerbittlichen Feind. Auf seinen Antrieb klagten die Volkstribu- nen zuerst den Scipio Afrikanus an, er habe sich von Antiochus mit Geld bestechen lassen. Scipio erschien an dem bestimmten Tage vor Gericht; anstatt sich aber gegen eine so unwürdige Anschuldigung zu vertheidigen, rief er feierlich aus: „An diesem Tage habe ich den Hannibal bezwungen und Karthago bezwun- gen, folgt mir Römer, nach dem Capitol, um den Göttern das schuldige Dankopfer zu bringen." Voll Begeisterung folgte die ganze Versammlung ihm nach; und Kläger und Richter standen beschämt und verwirrt da. Weil aber die Tribunen von ihrer Klage nicht abließen, so verließ er bald nachher auf immer das undankbare Rom und lebte auf seinem Landgute in Linternum, wo er in demselben Jahre (183) mit Hannibal sein großes Leben endete. Rach seinem Tode erhoben die Tribunen auf Betrieb des Cato dieselbe Klage auch gegen den Bruder des Afrikaners, gegen Scipio Asiaticus. Er wurde zu einer Geldstrafe verur- theilt, und da er sich weigerte, dieselbe zu zahlen, sollte er er- griffen und in's Gefängniß abgeführt werden. Nur mit Mühe Hintertrieb der Tribun Sempronius Gracchus solche Schmach; jedoch wurde sein Vermögen eingezogen, und cs fand sich, zur Beschämung der Ankläger, keine Spur von dem angeschuldeten Reichthum. Spenden der Freunde und Verwandten unterhielten den mißhandelten Mann bis an seinen Tod. Als Censor ver- l) Asia primam devicta luxuriam misit in Italiam. Plin, h ». Xxiii. 14.

10. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 202

1849 - Münster : Coppenrath
202 und Gesetzgebung aus, besonders in den nicht griechischen Provinzen. Für die Statthalter wurden die Provinzen oft die Quellen der Bereicherung und nicht selten auf das grausamste von ihnen be- drückt und ausgeplündert. Umsonst wurden gegen Erpressungen und andere Mißbräuche in der Provinzial - Verwaltung strenge Verordnungen erlassen, wie die C a l p u r n i s ch e, (lex Oulpurnia ropetunäurum, 150); die constitutionellen Gebrechen wuchsen auf eine Unheil ankündigende Weise. Insbesondere war der Umstand am gefahrdrohendsten, daß die Statthalter, ausgerüstet mit der höchsten Civil- und Militärgewalt, in den Provinzen die Sü- ßigkeit des unabhängigen, stelbständigen Herrschens kennen lernten. Wegen der weiten Entfernung der Provinzen und der Langwie- rigkeit gewisser Kriege mußte man ihnen zuweilen den Oberbefehl verlängern; und bald bewilligten der Senat und das Volk, um ihren Lieblingen zu gefallen, das was sonst selten und nur aus Nothwendigkeit geschehen war. Diese Männer, seit langer Zeit an's Befehlen gewohnt, konnten sich nur schwer entschließen, in das Privatleben zurückzukehren und zu gehorchen; und der erworbene Reichthum gab den Ehrgeizigen mehr Mittel an die Hand, die Freiheit zu gefährden. So erhielt Rom mit der Zeit in den Provinzen seine Despotenschulen, und die Republik ist eine Beute der Zöglinge dieser Schulen geworden 2). Es sank überhaupt, während Rom seine Herrschaft über drei Welttheile ausdehnte, mehr und mehr die innere Größe, die allein einem Staate dauernden Bestand geben kann. Rom's übergroßes Glück war sein Unglück, und seine unnatürliche Größe sein Verderben. Die alten einfachen Sitten, durch welche dieser Staat aus dem kleinsten der größte geworden war, verloren sich immer mehr, jemehr die Römer mit asiatischer Üppigkeit und Schwelgerei bekannt wurden. Durch die erbeuteten Schätze und durch die hohen Abgaben, die aus den vielen eroberten Provin- zen jährlich nach Rom flössen, waren die Bürger der Hauptstadt in den Stand gesetzt, alle Leidenschaften zu befriedigen. Der Ackerbau verlor seine Achtung und wurde Sklaven überlassen; Keiner wollte arbeiten, Jeder nur genießen, und bei der steigen- den Arbeitsscheu und Genußsucht wurden Alle immer gleichgül- ') Siehe Göttling, Seite 427.
   bis 10 von 800 weiter»  »»
800 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 800 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 30
2 15
3 16
4 163
5 38
6 9
7 18
8 1
9 34
10 455
11 43
12 19
13 4
14 108
15 4
16 31
17 5
18 0
19 4
20 79
21 8
22 20
23 55
24 6
25 8
26 74
27 54
28 18
29 8
30 9
31 52
32 1
33 40
34 29
35 4
36 22
37 232
38 11
39 16
40 6
41 3
42 43
43 101
44 0
45 189
46 49
47 13
48 14
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 56
1 855
2 327
3 163
4 188
5 3
6 46
7 227
8 500
9 1367
10 7
11 23
12 79
13 180
14 367
15 316
16 886
17 2637
18 11
19 386
20 442
21 180
22 238
23 1671
24 32
25 303
26 376
27 11
28 273
29 228
30 80
31 540
32 143
33 70
34 153
35 124
36 179
37 134
38 138
39 320
40 41
41 302
42 165
43 404
44 76
45 296
46 39
47 97
48 28
49 30
50 17
51 140
52 282
53 143
54 146
55 654
56 291
57 66
58 129
59 210
60 117
61 26
62 6
63 356
64 144
65 366
66 53
67 294
68 373
69 199
70 43
71 800
72 174
73 69
74 295
75 126
76 179
77 687
78 126
79 25
80 50
81 47
82 620
83 279
84 48
85 340
86 303
87 237
88 376
89 326
90 196
91 132
92 1195
93 8
94 436
95 73
96 361
97 57
98 1907
99 33

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 6
1 2
2 17
3 7
4 28
5 5
6 5
7 9
8 2
9 5
10 13
11 1
12 5
13 8
14 0
15 39
16 18
17 0
18 4
19 28
20 3
21 1
22 76
23 3
24 2
25 0
26 8
27 34
28 3
29 5
30 7
31 9
32 0
33 144
34 2
35 3
36 0
37 34
38 1
39 21
40 5
41 5
42 2
43 42
44 9
45 2
46 3
47 5
48 24
49 24
50 24
51 12
52 6
53 2
54 93
55 3
56 5
57 5
58 4
59 194
60 7
61 9
62 34
63 50
64 62
65 27
66 1
67 1
68 4
69 1
70 1
71 14
72 9
73 11
74 29
75 16
76 1
77 23
78 0
79 11
80 30
81 101
82 5
83 0
84 0
85 27
86 0
87 7
88 11
89 4
90 0
91 30
92 1
93 1
94 0
95 1
96 0
97 12
98 9
99 8
100 79
101 1
102 12
103 16
104 2
105 25
106 22
107 2
108 22
109 7
110 9
111 11
112 55
113 6
114 8
115 34
116 16
117 0
118 7
119 0
120 25
121 30
122 10
123 17
124 4
125 5
126 21
127 56
128 18
129 15
130 1
131 20
132 14
133 3
134 3
135 1
136 84
137 0
138 5
139 0
140 2
141 2
142 19
143 63
144 2
145 85
146 21
147 5
148 26
149 0
150 14
151 31
152 21
153 0
154 16
155 34
156 43
157 5
158 22
159 2
160 4
161 2
162 29
163 28
164 4
165 79
166 193
167 27
168 9
169 19
170 4
171 24
172 27
173 44
174 0
175 77
176 6
177 95
178 6
179 41
180 0
181 31
182 41
183 50
184 13
185 22
186 5
187 13
188 5
189 25
190 8
191 11
192 13
193 1
194 60
195 5
196 29
197 4
198 6
199 4